Von ausbüxenden Ratten und tollen Menschen
Langweilig wurde es den "Ratten-Helfern" im Tierheim nun wirklich nicht. Über das erste große Hauptproblem können die Beteiligten mittlerweile witzeln: Durch das Sammelsurium an den (un)möglichsten Notunterkünften war die Ausbruchsquote der intelligenten Ratten natürlich hoch. Jeden Abend robbten die Aktiven in dem Raum auf allen Vieren und versuchten, die flinken Gesellen wieder zur Rückkehr in die Behausungen zu überreden. Dann wurde gezählt, ob auch jedes Tierchen wieder artig in seiner Gruppe saß. Bis zum nächsten Abend…
Mehr als ärgerlich für Rattenbeauftragte Eileen: Sie hatte sich bei den Arbeiten eine so unglückliche Verletzung zugezogen, dass ein Krankenhausaufenthalt unabwendbar war. Nach einer Operation und einem dicken Gipsverband der Hand war Koordination der nächsten Schritte und zügiges Beantworten von Anfragen jeglicher Art kaum möglich. Immerhin gab es zwei wesentliche Eckpfeiler: Zum einen nahm sich eine Tierärztin einen Vormittag lang Zeit, den Bestand zu sichten und gegen Parasiten zu behandeln, zum anderen standen Nina Henning und Tanja Maier von der Notrattenhilfe Bielefeld in der Tür. Im Gepäck jede Menge Fachwissen und Transportboxen. Sie nahmen sich alle Zeit der Welt, um nochmal die Geschlechtertrennung zu kontrollieren, den Zustand der Tiere zu sichten, Alter zu schätzen, Fachwissen weiterzugeben und einfach gute Laune zu verbreiten. Das gelang vor allem auch deshalb, weil sie in kürzester Zeit Unterbringungsmöglichkeiten in Tierheimen und auf Pflegestellen organisiert hatten. Als sie abfuhren, hatten sie sage und schreibe 30 Tiere gleich im Gepäck. Wir waren echt beeindruckt und so erleichtert! Damit konnten wir die Käfigsituation entzerren und den Tieren gerechter werden.
In der Zwischenzeit liefen über Facebook und per E-Mail die Hilfsangebote ein. Eine Freundin von Vereinskollegin Lisa bot einen ausbruchssicheren Großkäfig als Leihgabe an. Ein Traum für die Tiere - und praktisch für die pflegenden Menschen. Etliches Futter und Zubehör gleich inklusive. Auch andere Unterkünfte, Sachspenden und erste Interessenten an den Ratten ließen nicht lange auf sich warten. Die neunjährige Emma unterstütze das Team emotional: Ein fröhliches Türschild zeigt ein Flugzeug mit einer Ratte. Klar, dass ein besonders hübsches, pfiffiges Tierchen nach ihr benannt wird. Apropos: Die ersten Namen sind vergeben und machen eine entsorgte Masse Tier zu echten Persönlichkeiten. Aus ihren schwarzen Mörtelwannen befreit, genießen sie Platz zum Klettern, Röhren zum Kuscheln, schnuppern an Naturmaterialien und können von dem hochwertigen Futter und von Gemüse nicht genug bekommen. Menschen gegenüber sind sie überraschend zutraulich. Neugierig suchen sie Kontakt, stemmen ihre kleinen Händchen auf die Menschenfinger, recken sich hoch und wollen ganz genau sehen, wer da so freundlich mit ihnen spricht.
Trotzdem müssen sich Interessenten noch einige Quarantänewochen gedulden. Es stehen neben der Parasitenbehandlung noch Laboruntersuchungen an. Einige der Tiere zeigen Erkrankungen, die noch Tierarztbesuche erforderlich machen. Grundsätzlich geht es ihnen aber nach allem sehr gut. Sie sind entspannt und lebensfroh. Der größte Lohn für alle Helfer. Ein dickes, dickes Dankeschön an alle Unterstützer!
Infos gibt es bei Eileen unter ratten@tierfreunde-ms.de.