Echtes „Riesen“-Weihnachtswunder

Nina Salloch (M.) und ihr Freund Sven fuhren 600 km am Stück.

Malu

Lanie

Manni

Kaninchenmama Malu hält ganz still und genießt etwas bislang Unbekanntes: Menschenhände, die sie streicheln.

„Notfall!“ – Es gibt wohl kein Wort, auf das die Tierfreunde Münster, Tierschutzverein e.V., mit ähnlicher Intensität reagieren. Menschen zu helfen, die Tieren helfen, gehört einfach zur Solidarität. Und so horchte Kaninchenfachfrau Jana Foitzik auf, als die dringende Bitte um Unterstützung an sie herangetragen wurde.

Eine Tierschützerin in Niedersachsen war auf eine Zuchtauflösung von Deutschen Riesen aufmerksam geworden. Der Züchter bekundete, er sei aufgrund seines Alters der Arbeit nicht mehr gewachsen, habe aber noch eine Häsin und ihre letzten zwei Würfe da. Überforderung von Tierhaltern stellt ein häufiges Problem dar und wird immer auf Verständnis stoßen. Sein eigener Lösungsansatz war dann aber doch recht übereilt und drastisch: Der jüngere Wurf wurde geschlachtet und wanderte in Tiefkühltruhen.

Übrig blieben zehn Tiere, die entweder zur weiteren Zucht oder zum Verzehr schnellstmöglich abgegeben werden sollten. Die niedersächsische Tierschützerin hatte daraufhin alle Hebel in Bewegung gesetzt und es geschafft, für sieben der Jungtiere artgerechte Plätze zu finden. Nur für die Mutter und zwei der Kinder fand sich in der näheren Umgebung einfach keine Unterbringungsmöglichkeit.

Münster hin – Entfernung her: Jana Foitzik suchte mit der Tierschützerin über Facebook nach einer Fahrkette für Mutter Kaninchen und ihre Kinder. Die lebten (noch) ganze drei Stunden Fahrtzeit entfernt. Unglaublich: Es meldete sich Nina Salloch aus Hattingen und erklärte sich bereit, den kompletten Transport zu übernehmen. In Zahlen: 600 km Fahrt! Pünktlich zur Tierheimbescherung, als dicke Schneeflocken auf die Waffel- und Glühweinzelte fielen, wurden die geretteten Tiere in ihre Unterkünfte getragen. Zuvor konnten die Kaninchen, die in so genannten engen „Buchten“ gehalten wurden, nicht hoppeln, sich aufrichten oder gar springen. Mama Malu und Nachwuchs Lanie und Manni bekommen jetzt erstmal viel Zeit, Vertrauen zu den Menschen zu fassen, die sie nicht mehr schmerzhaft an ihren Ohren hochziehen.

Während die Tierfreunde Münster gar nicht wissen, wie sie Nina und auch ihrem Freund Sven danken sollen, hoppeln drei äußerst lebendige Deutsche Riesen herum und ahnen noch nicht einmal etwas von ihrem Weihnachtswunder.