Eine besondere Liebesgeschichte
Es ergab sich am 26. August 2014, dass ein einsamer Diamanttäuberich seinen Weg in unser Tierheim fand. Er war seiner Besitzerin als Dame vermittelt worden, es stellt sich jedoch heraus, dass er nicht bereit war, sich in den vorhandenen Täuberich zu verlieben. Ganz im Gegenteil, er fing einen so heftigen Streit an, dass es blutig endete und er das Feld räumen musste. So kam er unglücklich in unser Tierheim. Er gurrte und rief nach einer Taubendame, es kam jedoch keine. Keine am ersten Tag, keine am zweiten, keine in der ersten Woche und auch keine nach einem Monat. Oskar war so einsam, dass er anfing Menschen anzugurren. Ich gurrte ihn an, er gurrte zurück. Gurrte ich innen, kam er reingeflogen, gurrte ich draußen, kam er raus. Er sehnte sich so sehr nach einer Partnerin, dass ich mich aktiv auf die Suche begab.
Von einer Idee zum Date
Wie der Zufall es wollte, wurde ich fündig. Im Internet stand eine verwitwete Diamanttaubendame. Da saß nun also die Lilly – auch allein. Warum also nicht aus zwei einsamen Herzen wieder ein Pärchen machen und dann gemeinsam in ein neues Zuhause schicken? Noch gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest durfte ich Lilly am 22. Dezember zu uns ins Tierheim holen. Vier Monate Einsamkeit musste Oskar bis dahin durchstehen. Das erste Treffen hätte schöner fast nicht sein können. Keine 20 Sekunden nach ihrem Einzug bei uns stand Oskar gurrend und balzend vor Lilly. Die hübsche Diamanttaubendame – vollkommen überfordert – wusste nicht wo sie ist, was sie hier soll und wer dieser Kerl ist, der ihr heftige Avancen machte. Das war Oskar aber völlig egal, er hatte vom ersten Moment an nur noch Augen für seine große Liebe Lilly. Da wo Lilly war, war ab diesem Moment auch Oskar. Es dauerte nicht lange, bis Lilly Oskars Liebe erwiderte und die beiden turtelten auf Wolke Sieben.
Von Liebe und Vorsprung
Die zwei hatten sich – ganz wie im richtigen Leben – dazu entschlossen, dass die gemeinsame Liebe Früchte tragen sollte. Das ging uns dann jedoch ein wenig zu weit. Tauben züchten war nun nicht das Ziel des Aufenthaltes der beiden bei uns. Also mussten zunächst einmal sämtliche Dinge heraus, die attraktiv waren, um zum Brüten zu animieren. So wurden unsere Zebrafinken ihrer Schlafnester beraubt und die Wellensittiche, die zu der Zeit Gast waren, durften nicht mehr mit Heu spielen, um kein Nistmaterial zu bieten. Futterschalen hatten wir aber nicht bedacht. Also legte die Lilly ein Ei… in einem Napf… der für Vogelgrit vorgesehen war. Naja, wir sind ja klüger als die Tauben, so wurde also das erste Ei abgekocht, das zweite Ei abgekocht und wieder untergemogelt – ausgetrickst.
Damit aber die Voliere nicht irgendwann nach faulen Eiern roch, haben wir Plastikeier besorgt. Es war so herzlich zu sehen, dass Oskar und Lilly sich redlich Mühe gaben diese Plastikeier zu bebrüten. Ganz dumm sind die beiden aber doch nicht, also haben sie die Plastikeier herausgeworfen und neue Eier gelegt. Die haben wir wieder abgekocht und so ging das Spielchen eine Weile. Immer mit dem Wissen, dass wir den Tauben ohne Zweifel immer eine Schnabellänge voraus sein werden, waren wir uns sicher, dass wir keinen Taubennachwuchs haben werden, ganz sicher!
Von Glück und Kinderschuhen
Am 17. März 2015 kam ich ins Tierheim, um wie üblich nach dem Rechten zu sehen, Vögel zu füttern und die Volieren sauber zu machen. Oskar saß wie immer auf seinen abgekochten Eiern und brütete vor sich hin. Er war so tapfer, auch wenn ich mit der Hand über seinen Kopf hinweg griff, hat er sich zumeist nicht stören lassen. Selten mal flog er dann doch auf und ging für die Zeit meines Aufenthaltes doch lieber ein wenig weiter weg. An diesem Abend hat er das dann auch getan. Ein wenig schreckhaft flog er weg… und da war es!
Ein winzig kleines Küken, es war so unfassbar klein, es war so zart, es war perfekt und es war ausgesprochen niedlich. In der Länge maximal zwei cm und mit ein paar kleinen federähnlichen Fasern bedeckt, lag es vor mir und bewegte den Kopf ein wenig schwankend hin und her. Ich war geschockt und zugleich tief beeindruckt und berührt. Lilly und Oskar hatten ein Überraschungs-Ei gelegt und sind an diesem Tag Eltern geworden und ich hatte das Glück, das kleine Vogelkind zu sehen.
Das Glück...
Jeder neue Erdenbewohner wird ohne Zweifel geliebt, also haben wir uns erstmal eingelesen, was es überhaupt bedeutet ein Mini-Diamanttäubchen zu haben. Als könnten Lilly und Oskar das nicht auch sehr gut alleine, waren wir gewappnet ihnen jederzeit zu helfen. Also erst einmal Eifutter gekauft, damit die jungen Eltern nun auch genügend Energie bekommen. Und ab jetzt heißt es, jeden Tag nach dem Rechten sehen und gucken, ob der kleine Erdenbewohner noch gut von Mama und Papa versorgt wird. In einer unglaublichen Geschwindigkeit meinte das Kleine nun zu wachsen. Wie sollte es denn nun eigentlich heißen? Wir haben uns dazu entschlossen, das Kleine "Kalea" zu nennen. Das ist hawaiianisch und bedeutet „Glück“. Für Lilly und Oskar gibt es wohl kein größeres Glück als dieses.
...wird größer
Kalea wächst und wächst, so dass der Futternapf in dem es Zuhause ist sicherlich bald zu eng sein wird. Bei dem Gedanken und mit Blick auf Kalea fällt mir dann noch auf, dass das Nest viel zu hoch hängt! Wenn es jetzt nach etwa 11 Tagen den ersten Ausflug macht, fällt es viel zu weit in die Tiefe. Da muss eine Absturzsicherung her. Da lässt sich doch ganz sicher etwas basteln. Also habe ich ein paar Stufen gebaut, diese gepolstert und ganz unten ein wenig Gras gepflanzt. Alles was Kalea jetzt zu tun hat, ist so herausspringen, wie ich das geplant habe. Was man so alles beachten muss, wenn man zum ersten Mal Tauben-Stiefmama geworden ist.
Genau eine Woche nach dem Schlüpftag hat Kalea nun auch endlich die kleinen - großen Äuglein ein wenig geöffnet. Und weitere zwei Tage später waren nun auch die ersten Augenbewegungen sichtbar. Die kleinen Augenlider bewegen sich – fast mechanisch – mit einer babygleichen Ruhe. Auch die ersten Federn sind ganz deutlich zu erkennen, aus den Kielen kommen grau/braune kleine weiche aussehende Federchen. Bei Abgabe dieser Geschichte ist Kalea nun schon elf Tage alt. Die Eltern kümmern sich hervorragend um das kleine Federkind, was nun aussieht als hätte es Wimpern weil die Federn um die Augen herum nun aufgehen. Kalea fängt nun sicherlich bald an neugierig die Welt zu betrachten.
Bald wird dann eine dritte Diamanttaube auf unserer Homepage nach einem neuen Zuhause suchen. Wenn alles gut geht und die drei weiterhin eine so harmonische Familie bilden, dann möchten wir sie auch nicht voneinander trennen. Wie Kalea sich weiter entwickelt, das warten wir jetzt erst einmal ab und dann schauen wir weiter….
Astrid Lange